Drosophilazucht
Das Hauptfuttertier für Pfeilgiftfrösche im Terrarium ist wohl die Fruchfliege (Drosophila). Aber auch für andere kleine Terrarientiere und Aquarienfische ist sie ein wichtiges Futtertier. Es werden neben der flugfähigen Wildform auch 2 flugunfähige Zuchtformen der Fruchtfliege gezüchtet, eine stummelflüglige Form der kleinen, ca. 2 mm langen D. melanogaster und eine der ca. 4 mm großen D. hydei. Die Flugunfähigkeit erleichtert das Hantieren mit den Tieren erheblich, geht jedoch auf Kosten der Fortpflanzungsfähigkeit. So hat die Wildform eine Generationszeit von ca. 1 Woche, die stummelflüglige D. melanogaster ca. 2 Wochen und D. hydeii ca. 3 Wochen, was jedoch stark temperaturabhängig ist.
Die Zucht dieser Fliegen ist sehr einfach. Sie erfolgt in Glas- oder Plastikbehältern von 0,5 bis 1 Liter Inhalt. In die Behälter wird das Zuchtsubstrat 1-2 cm hoch eingefüllt. Auf das Substrat gibt man Holzwolle, zerknülltes Papier oder Papierstreifen aus einem Reißwolf als Lauffläche für die Fliegen. Je nach Größe setzt man 20-50 Fliegen als Zuchtansatz in die Behälter ein und verschließt sie mittels Gummiring mit 3 Lagen Toilettenpapier oder Zewa.
Die Zuchttemperatur sollte bei 22-28 °C liegen, über 30°C sind die Fliegen unfruchtbar und bei zu niedrigen Temperaturen dauert die Zucht zu lange. Die maximale tägliche Eiproduktion der Fliegen liegt mit gut 100 Eiern pro Tag und Weibchen bei 28 °C (2), die maximale Gesamteierproduktion findet bei 23 °C statt(2). Bei dieser Temperatur legt ein Fliegenweibchen in seinem Leben rund 2400 Eier. Die geschlüpften Fliegen leben bei 10 °C am längsten (ca. 210 Tage) während sie bei 20 °C nur ca. 70 Tage und bei 25 °C lediglich 50 Tage leben (2). Die genannten Daten beziehen sich alle auf die Wildform von D. melanogaster und lassen sich nicht genau auf die Zuchtformen übertragen. Die Größenordnung dürfte aber ähnlich sein. Man sollte also die frischen Zuchtansätze bei Temperaturen von 25-28°C aufbewahren und die Behälter beim Schlupf der Fiegen kühler stellen, um die Lebensdauer zu erhöhen. Auch ein Nachfüttern kann dann nützlich sein.
Sowohl die Fliegen als auch die Maden ernähren sich hauptsächlich von Hefezellen (1). Dabei ist es egal, ob die Hefe noch lebt oder ob die Zellen bereits tot sind. Ein Drosophilaforscher zeigte, dass man die Fruchtfliegen mit Trockenbierhefe, die man mit Wasser aufschlämmt, züchten kann (1). Die Zuchtsubstrate für Drosophila müssen also entweder schon Hefe enthalten oder wenigstens optimale Wachstumsbedingungen für Hefezellen bilden. Die Hefezellen werden dann von der Zuchtfliegen an ihren Füßen schon selber mitgebracht, so dass sie ihr Zuchtsubstrat selbst „animpfen“. Durch das Vorhandensein der Hefe ist auch klar, daß es keine völlig geruchlosen Zuchten geben kann. Man kann höchstens die Geruchsbelästigung durch die Wahl des richtigen Zuchtsubstrates in Grenzen halten. Ganz ohne Gestank geht es aber nie, besonders wenn die Zuchten zu alt werden und das Substrat anfängt zu gammeln.
Der Zuchterfolg scheitert oft an Schimmelpilzwachstum und an Milben. Das Schimmeln der Zuchtbreis kann man durch starkes Ansäuern verhindern (Rezept 1) oder durch Zugabe von pilzhemmenden Mitteln wie Nipagin, Sorbin- oder Propionsäure bzw. deren Salzen. Da man aber nicht weiß ob diese Mittel von den Fliegen und damit auch von den Fröschen aufgenommen werden, sollte man damit sehr sparsam umgehen oder sie besser ganz vermeiden.
Milben kann man nur durch äußerste Sauberkeit in Schach halten. Ist ein Zuchtglas von ihnen befallen, muss es sofort ausrangiert werden, damit die Milben nicht auch die übrigen Gläser befallen. Sind erst mal alle Zuchtbehälter befallen, kann man nur mit einem milbenfreien Ansatz (sofern es den überhaupt gibt) ganz von vorne anfangen. Manche Züchter versuchen dann auch die Milben von den Maden mit Wasser abzuwaschen und diese in frischen Zuchtbrei zu überführen um die Schädlinge los zu werden. Auch das animpfen der Behälter mit vielen Zuchtfliegen hilft die Milben zu unterdrücken, da sie dann durch die große Anzahl an Maden und ihre starke „Umwälzung“ des Zuchtbreies in ihrer Vermehrung gehandikapt werden. Mir kommt es auch so vor, dass sich in gekochtem Zuchtbrei (z. B. Rezept 2) wesentlich weniger Milben bilden als im nicht gekochten, da die in einigen Breibestandteilen (z. B. Haferflocken, Weizenkleie) vorkommenden Milben abgetötet werden. Es ist allerdings sehr schwer völlig milbenfreie Drosophilazuchten zu betreiben (ich habe jedenfalls noch keine gesehen), zum Zweck der Futtertierzucht reicht es aber aus, die Zahl der Milben so klein zu halten, dass sie die Fliegenausbeute nicht beeinträchtigen.
Literatur:
- M. Demerec: Biology of Drosophila, Hafner Publishing Company, New York 1965
- F. A. Lints, M. Hani Soliman: Drosophila as a Model Organism for Ageing Studies, Blackie, Glasgow
Rezeptesammlung zur Herstellung von Drosophila-Zuchtsubstrat
| Backhefe und Zucker kneten bis ein dünner Brei entsteht, dann Essig zugeben und in die Zuchtgläser kippen. Soviel Watte zugeben bis die Flüssigkeit aufgesogen ist. | R. Wyniger: Insektenzucht. Ulmer Verlag, Stuttgard 1974 |
Bemerkungen: |
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| Pulvermischung aus den trockenen Bestandteilen mischen, mit Wasser aufkochen, 1,5 bis 2 cm hoch in Zuchbehälter füllen und abkühlen lassen. Frische Backhefe mit etwas Zucker zerlaufen lassen (wie in Rezept 1) und davon etwas auf den Zuchtbrei geben. | R. Wyniger: Insektenzucht. Ulmer Verlag, Stuttgart 1974 |
Bemerkungen: |
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| Agar, Zucker und Maisgries mit Wasser aufkochen, 1,5 bis 2 cm hoch in Zuchbehälter füllen und abkühlen lassen. Frische Backhefe mit etwas Wasser auflösen und auf den Zuchtbrei geben. | P. H. Stettler: Handbuch der Terrarienkunde. Kosmos Verlag, Stuttgadt 1981 |
| Das Wasser zum Kochen bringen, dann Haferflocken, Gelierzucker, Essig und Nipagin unterrühren und abkühlen lassen. Bananen pürieren und unterrühren. | G. Schmidt: Pfeilgiftfrösche. Herpetologischer Fachverlag, Münster 1994 |
Bemerkungen: | Hier müssen die Fliegen ihre Hefe selber mitbringen, funktioniert aber trotzdem. |
| Alles kalt zusammenrühren und soviel Essig oder Wasser zugeben, bis ein dickflüssiger Brei entsteht, dann in Zuchtgläser füllen. | Zauberküche Th. Schäffer |
Bemerkungen: |
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| Zwei Drittel der gewünschten Breimenge an Wasser in ein Behälter, eine Messerspitze Nipagin, etwas Korvimin und einen Würfel Backhefe zusammenrühren. Danach ausreichend Früchte-Milchbrei für Babys einrühren. | Dartfrog@gmx.de |
Bemerkungen: |
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| Alle Zutaten vermischen und ca. 2 h quellen lassen, bei Bedarf mit Wasser oder Wein verdünnen. Wie gehabt in Gläser o.ä. füllen, Holzwolle darüber, fertig. | Jens Güther JGuether@t-online.de |
| Instant-Knödelpulver in Wasser lösen und quellen lassen. Masse in Gläser füllen und mit in Wasser gelöster Trockenhefe leicht beträufeln. Holzwolle darüber, fertig. | Jens Güther JGuether@t-online.de |
Bemerkungen: | Beide Mischungen aus den Rezepten 7 und 8 sind ungemein preiswert und ergiebig. |
| einfach alles zusammenmanschen, fertig | Kenneth Tinnesen |
| einfach alles zusammenmanschen, fertig Ein Zusatz von Bierhefe (z. B. aus der Taubenzucht) steigert die Produktivität. Wenn man statt Wasser Apfelessig nimmt, hat man keine Milben mehr! | Ralf Jansen |
Wurst aus der Fertigdose | Alles zusammengeben und gut mischen. Bei dieser Rezeptur gedeiht vor allem die D. hydei hervorragend und es können bei idealen Temperaturen (bei mir +/- 23 Grad) sogar 2 Generationen darin entstehen (selbst 8 wöchige Abwesenheiten sind so überbrückbar). Bei der melanogaster entspricht die Ausbeute etwa derjenigen von anderen Breien. | Martin Haberkern |
1 Tüte Gelatine gemahlen
| Alles gut durchmischen und über Nacht stehenlassen, damit die Hefegase ausgasen können. Dann erst in die Gläser füllen und mit Fliegen beimpfen. Brei ist im Kühlschrank mindestens 1 Woche haltbar, man kann ihn auch einfrieren. Auch zum Nachfüttern der Ansätze gut geeignet. | Tina u. Franz Bang |
| Je nach Bedarf ein mehrfaches dieser Mischung durch den Mixer jagen. Den so entstandenen Brei friere ich 100 g weise in Plastikbeutelchen ein. Zum ansetzen taue ich einen Beutel auf, rühre 8 g Trockenhefe und danach noch 15 ml Essig unter. Ein paar Std. ausgasen lassen und dann die Fliegen rein. | Siegfried Niemeyer |
| Alles mit der Menge Wasser verrühren die auf der Packung des Kartoffelbreis angegeben ist. Nun den Beutel unterrühren. Wichtig!! Der Brei muß absolut klumpig sei. Er sollte am besten am Löffel kleben! Flüssig wir er später von selbst. So läuft er auch nicht beim Verfüttern aus der Dose. In einem Glas mit ein wenig Wasser ca. 4 Cl Hefe auflösen. Nun gibt man pro Dose ein TL Hefe auf den Brei. Bei mir klappt es eigentlich immer ohne Milben! | Michael Hanning |
Rezept 15 | ||
Zutaten | Zubereitung | Quelle / Literatur |
| Verühre es und gebe solange Paniermehl dazu, bis der Brei zähflüssig ist. Bemerkung: Hat noch nie geschimmelt; da der Brei noch ein wenig feucht ist ist der Milbenbefall geringer (wenn nicht sogar ganz weg). Zudem kann man die Edukte sehr billig bei Plus oder Aldi einkaufen. | Sven Roehling |
Rezept 16 | ||
Zutaten | Zubereitung | Quelle / Literatur |
| Apfelessig, Weizenkleie und Haferflocken zusammen erwärmen und auf Gläser verteilen, reicht für 8-10 Ansätze. Hefe in Zucker lösen und drüber geben. Ausbeute ist extrem und die Fliegenentwicklung ist auf ca. 10-14 Tage verkürzt. Kosten für 10 Ansätze ca. 1€ | Michael Isensee |
Rezept 17 | ||
Zutaten | Zubereitung | Quelle / Literatur |
| Hefe, Essig, Apfelmus gut mischen danach mit dem Pürree zu einem zähen Brei anrühren..fertig. Vorsicht mit dem Pürree, da er noch nachquillt. Also nicht zuviel lieber nach schütten. Ab in die Gläser und mit Holzwolle aufschichten fertig….. | Peter Horstmann, Dortmund klapeho@arcor.de |
Rezept 18 | ||
Zutaten | Zubereitung | Quelle / Literatur |
| Hefe, Apfelessig und Apfelmus mit einem Schneebesen gut mischen, dann das Instant-Kartoffenpürree einrühren, fertig. | Eigenes Rezept in Anlehnung an Rezept 17 |
Rezept 19 | ||
Zutaten | Zubereitung | Quelle / Literatur |
| 100 g Haferflocken werden in 1/2 l Milch kurz aufgekocht. Nach dem Erkalten 1 Würfel Backhefe einrühren. Das ist alles. | Dr. Peter Weish peter.weish@univie.ac.at |
Rezept 20 | ||
Zutaten | Zubereitung | Quelle / Literatur |
| Alles zusammenrühren und dann in die Zuchtbecher gießen. Ist erst noch sehr flüssig, dickt aber schnell an. Nach Bedarf kann auch noch Bierhefepulver zugegeben werden, muss aber nicht. | Eigenes Rezept |